Eine wachsende Bedrohung für die Gesellschaft
In den letzten Jahren hat die Digitalisierung enorm an Bedeutung gewonnen. Während sie viele Vorteile bietet, hat sie auch zu einer alarmierenden Zunahme von Cyberkriminalität und Cyberbedrohungen geführt. In Deutschland, einem der weltweit führenden Technologie- und Wirtschaftsstandorte, ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend. Cyberangriffe nehmen nicht nur in ihrer Häufigkeit zu, sondern werden auch immer ausgefeilter. Zudem werden die Auswirkungen der Cyberangriffe immer bedrohlicher.
Die Entwicklung der Cyberbedrohung
Cyberkriminalität hat sich von vereinzelten Angriffen über Phishing-E-Mails zu systematischen Übergriffen und groß angelegten Hackerattacken entwickelt. In Deutschland haben etwa 2022 über 100.000 Cybercrime-Fälle, die ins Kriminalitätsregister eingegangen sind, die Polizei beschäftigt. Der Bundesrat hat daraufhin erkannt, dass Cyberkriminalität nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen und staatliche Institutionen bedroht. Angreifer nutzen zunehmend raffinierte Techniken wie Ransomware, bei der Daten verschlüsselt und erst nach Zahlung eines Lösegelds wieder freigegeben werden. Laut einer aktuellen Umfrage erlitten 58 % der deutschen Unternehmen mindestens einmal einen Cyberangriff.
Eine Studie des Dienstleisters McAfee schätzt, dass Cyberkriminalität weltweit einen jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden von über 1 Billion US-Dollar verursacht. Für Deutschland liegt dieser Betrag im Bereich von etwa 223 Milliarden Euro pro Jahr, wie die „Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“ (BaFin) angibt.
Die finanziellen und sozialen Schäden
Die Folgen dieser Angriffe sind alarmierend: Cyberkriminalität verursacht in Deutschland jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Unternehmen verlieren nicht nur Geld durch Erpressung, sondern auch durch Rufschädigung und das Vertrauen ihrer Kunden. Im schlimmsten Fall können Cyberangriffe die Funktionsfähigkeit kritischer Infrastrukturen wie Energieversorgung oder Gesundheitswesen gefährden, was weitreichende gesellschaftliche Konsequenzen hat. Bei vertraulichen Daten von Privatpersonen kann der Identitätsdiebstahl zu einer existenziellen Bedrohung werden.
Cyberversicherungen als Schutzmaßnahme
Angesichts der wachsenden Bedrohungen haben viele Unternehmen begonnen, Cyberversicherungen abzuschließen. Diese Versicherungen bieten einen finanziellen Rückhalt, um die Schäden, die durch Cyberangriffe entstehen, zu minimieren. Sie decken die Kosten für die Wiederherstellung von Daten, Rechtsberatung und sogar Lösegeldzahlungen im Falle von Ransomware-Angriffen ab. Laut einer Umfrage des „Deutschen Industrie- und Handelskammertages“ (DIHK) geben 23 % der deutschen Unternehmen an, bereits eine Cyberversicherung abgeschlossen zu haben. Dies zeigt, dass das Bewusstsein für die Risiken und die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen langsam wächst.
In dem Segment der öffentlichen Institutionen (also den Betreibern der kritischen Infrastruktur) ist der Durchdringungsgrad von Cyberversicherungen allerdings unserer Einschätzung nach noch deutlich geringer als in der Industrie. Und gerade in diesem Segment häufen sich in den letzten Jahren die Cyberangriffe. Zudem bietet die Cyberversicherung, neben der Übernahme von Kosten, eine ganz wichtige Servicefunktion. Im Rahmen dessen sichert der Versicherer für einen Schadenfall innerhalb einer sehr kurzen Frist (manchmal nur wenige Stunden) die Bereitstellung eines Krisenmanagementteams, bestehend aus IT-Fachleuten, Forensikern, Public-Relations-Beratern und ggf. (im Falle von Cybererpressung) eines Verhandlungsteams, zu. Durch diesen Leistungsbestandteil sind die Betreiber von kritischer Infrastruktur unter anderem in der Lage, einen Teil der Verpflichtungen, die aus der NIS-2-Richtlinie erwachsen, zu erfüllen.
Schutzmaßnahmen und präventive Ansätze
Es ist entscheidend, dass sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen angemessene Schutzmaßnahmen ergreifen. Dies reicht von regelmäßigen Sicherheitsupdates und dem Einsatz zuverlässiger Antivirenprogramme über Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeiter für Phishing-Versuche. Zudem spielt die Zusammenarbeit zwischen Staat, Unternehmen und Forschern eine essenzielle Rolle bei der Bekämpfung von Cyberkriminalität. Initiativen wie der „Cyber-Sicherheitsrat Deutschland“ zielen darauf ab, den Austausch von Informationen über Bedrohungen zu fördern und gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Fazit
Die Entwicklung der Cyberbedrohung und der damit einhergehenden Cyberangriffe stellt eine ernsthafte Herausforderung für die Gesellschaft dar. Die Schäden für Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen sind enorm und verlangen nach proaktiven Maßnahmen zur Cybersicherheit. Cyberversicherungen können einen wichtigen Teil dieser Strategie darstellen, indem sie hier finanzielle Sicherheit bieten und andererseits im Schadenfall durch sehr schnelle Bereitstellung der notwendigen Fachleute eine effektive Schadensminderung gewährleisten.
Quellen für weitere Informationen:
1. McAfee Report: „The Economic Impact of Cybercrime “
2. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): Jahresberichte und Analysen der Cyberkriminalität
3. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK): Umfragen zu Cyberversicherungen und Sicherheitsmaßnahmen in Unternehmen