Harter Markt oder weicher Markt? Wie sieht es aus in der Industrieversicherung?
Alle großen Versicherungsmakler, die etwas auf sich halten, haben ihre Market Reports bereits veröffentlicht. Man geht übereinstimmend von einem etwas weicheren Markt, auch in der industriellen Sachversicherung, aus. Man weist aber wohlweislich darauf hin, dass dies nicht für alle Branchen gilt, insbesondere nicht für Holzrisiken, Fleischerzeuger und -verarbeiter sowie die allseits beliebten Abfallentsorger und Recycler.
In letzterem Segment (mit dem wir uns ja besonders intensiv befassen) stellen wir sogar eine weitere Zuspitzung der Situation fest. Wir haben diese in einer unlängst getätigten Veröffentlichung in der Versicherungspraxis (https://www.sittner-versicherungsberatung.de/veroeffentlichungen) ausführlich dargelegt. In Deutschland ist mit der SIGNAL IDUNA Versicherung AG ein weiterer Versicherer von Recyclingrisiken zum Ende des letzten Jahres nahezu vollständig aus dem Markt ausgeschieden. Aufnahmebereit für neue Risiken ist kaum noch ein Versicherer, die Gothaer zeichnet seit mittlerweile zweieinhalb Jahren keine neuen Kunden mehr in diesem Segment. Die Hoffnung, dass sich dies kurzfristig ändert, ist gering, wie uns auch Kollegen aus großen Versicherungsmaklerunternehmen bestätigen.
Für kleine private Recyclingunternehmen ist dies besonders bitter, aber auch die öffentlichen Institutionen, die für die Entsorgung des Hausmülls verantwortlich sind, müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie eventuelle Lücken im Versicherungsschutz geschlossen werden können. Denn man sollte nicht bereit sein, zu jedem Preis und zu allen Konditionen Versicherungsschutz einzukaufen, wenn man es nicht unbedingt muss. Auch die eventuelle Gründung eines eigenen Risikoträgers (Captive-Versicherung genannt) sollten die Verbände der öffentlichen Abfallentsorger (im privaten Bereich wird man eine solche Zusammenarbeit wahrscheinlich nicht realisieren können) möglicherweise wieder auf die Agenda setzen.
Denn eine Vervierfachung der Prämien mit gleichzeitigem Anstieg der Selbstbeteiligungen und bei ebenfalls gleichzeitig deutlicher Erhöhung des anlagentechnischen Brandschutzes ist keine Entwicklung, die ungebremst so weitergehen darf.